ADMIN 03/14 stellt Erste-Hilfe-Tipps zu Windows-Rettung, Backup und Recovery bei Datenbanken vor und verrät wie man Linux-Systeme vollständig sichert und ... (mehr)

ReaR als Migrationstool

Seit Version 1.7 unterstützt ReaR dank Udev-Unterstützung neben rein physischen Szenarien auch diverse Arten vom Virtuellen ins Reale und umgekehrt. Somit stellen auch geänderte Festplatten-Controller oder Netzwerk-Interfaces kein Problem mehr dar. ReaR lädt die erforderlichen Treiber automatisch und nimmt die notwendigen Änderungen an der Initrd vor. Auf diese Weise lässt sich ReaR außer als Bare-Metal-Recovery-Lösung auch als universelles Migrationswerkzeug missbrauchen, etwa zum Virtualisieren physischer Server (P2V).

ReaR beherrscht aber auch virtual-to-physical (V2P) und virtual-to-virtual (V2V), womit auch der Rückweg des Restaurierens aus einer virtuellen Maschine auf einen physischen Server oder der Wechsel von einer bestehenden Virtualisierungslösung zu einer anderen möglich ist. ReaR unterstützt KVM, Xen und VMware. Weitere Einzelheiten dazu sind im Kasten "Migration mit ReaR" zu finden.

Migration mit ReaR

Wie beschrieben eignet sich ReaR auch gut als Migrations-Werkzeug, denn bei aktuellen Versionen (ab 1.7, [9] ) muss die Wiederherstellung nicht mehr zwangsläufig auf der gleichen Hardware erfolgen. Diese Funktionalität wurde erstmals in einem Projekt realisiert, das Schlomo Schapiro gemeinsam mit Heinlein Support für einen Großkunden entwickelt hatte, war aber von Anfang an geplant und ist seit der Version 1.7 standardmäßig in ReaR enthalten.

Dabei baut ReaR das Rescue-Medium mit sämtlichen vorhandenen Treibern auf und passt das wiederhergestellte System selbstständig an die geänderte Hardware an. Das geht sogar so weit, dass ReaR auch geänderte Netzwerkkarten einschließlich eines Wegfalls von Bonding bei einer P2V-Migration, abweichende Storage-Szenarien mit ihren jeweiligen Treibern (zum Beispiel IDE zu SATA, SATA auf CCISS, von oder zu RAID und so weiter) und ein geändertes Festplattenlayout erkennt.

Bei relativ einfachen Szenarien, bei denen zum Beispiel vor- wie nachher nur ein NIC und eine HD existiert, funktioniert das Ganze vollautomatisch. Bei komplexeren Migrationen fragt ReaR beim Recovery, was es tun soll. In der Dokumentation [10] sind exemplarisch eine Reihe von Mapping-Dateien verfügbar, mit deren Hilfe sich auch größere Migrationen weitgehend automatisieren lassen. Laut Auskunft der Entwickler nutzt ein Großkunde diese Funktionalität, um mehrere tausend physische Server in einem Rutsch nahezu vollautomatisch zu virtualisieren.

Was ReaR macht

ReaR ist eine echte Disaster-Recovery-Lösung, die aus einem laufenden Linux-System ein Rettungsmedium für den Ernstfall erzeugt. Fällt eine Hardwarekomponente aus oder muss sie aus anderen Gründen ausgetauscht werden, kann der Administrator das Ersatzsystem von diesem Rettungsmedium booten und sein System vollautomatisch in den Ursprungszustand versetzen – inklusive des Partitionierens und Formatierens der Festplatten, des Zurückspielens sämtlicher Daten und des Installierens des Bootloaders.

ReaR differenziert dabei aus den beschriebene Gründen strikt zwischen den Funktionsbereichen Recovery und Backup, wobei eine initiale vollständige Sicherung des geschützten Systems die Grundlage ist. Im Idealfall stellt ReaR die Daten aus einem vorhandenen Backup wieder her und arbeitet dazu mit vielen Backup-Lösungen zusammen, darunter Bacula/Bareos, SEP SESAM, Tivoli Storage Manager, HP Data Protector, Symantec NetBackup, CommVault Galaxy und EMC/Legator Networker. Weitere Einzelheiten zu den unterstützten Backup-Werkzeugen einschließlich etwaiger Konfigurationsparameter sind Tabelle 1 zu entnehmen.

Tabelle 1

Backup-Tools

Software

ReaR-Option

GNU-Tar auf NAS-Share oder Bandlaufwerk

BACKUP=NETFS, BACKUP_PROG=tar

Rsync auf NAS-Share oder lokales Gerät

BACKUP=NETFS, BACKUP_PROG=rsync

Rsync über Netzwerk

BACKUP=RSYNC – im Unterschied zu BACKUP=NETFS wird hierbei nichts gemountet. Statdessen arbeitet Rsync hier direkt mit dem Rsync-Protokoll, sofern vorhanden mit SSH.

Rsync Backup Made Easy

BACKUP=RBME

Bacula

BACKUP=BACULA

Bareos

BACKUP=BAREOS

SEP SESAM

BACKUP=SESAM

IBM Tivoli Storage Manager

BACKUP=TSM

HP Data Protector

BACKUP=DP

Symantec NetBackup

BACKUP=NBU

Duplicity/Duply

BACKUP=DUPLICITY (noch experimentell)

CommVault Galaxy 5, 6 und 7

BACKUP=GALAXY

EMC Networker (ehemals Legato)

BACKUP=NSR

Ist keine Backup-Lösung vorhanden, kümmert sich ReaR selbst via Tar oder Rsync um eine Sicherung, zum Beispiel auf einer NFS-Freigabe oder einem USB-Device. Mit der Backup-Unterstützung kann die sonst bei Disaster-Revory-Lösungen obligatorische doppelte Datensicherung entfallen. ReaR sorgt stets automatisch für das Wiederherstellern der jeweils neusten Daten. ReaR schreckt auch vor komplexen Konfigurationen mit Netzwerk-Bonding, Software-RAID, LVM-Partitionsschemata und exotischen Dateisystemen nicht zurück und bootet den restaurierten Server, als wäre nie etwas passiert.

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