Analog zur Routing-Tabelle legt die Präfix-Policy eines IPv6-Hosts fest, mit welcher Priorität er welche Art von Adressen verwendet. Damit wird sichergestellt, dass zum Beispiel IPv6- vor IPv4-Adressen verwendet und Tunneladressen und andere behelfsmäßige Adresstypen geringer priorisiert werden. Die Präfix-Policy lassen Sie sich mit dem Befehl
»netsh interface ipv6 show prefixpolicies
«
anzeigen.
In der ersten Spalte mit der irreführenden Bezeichnung “Vorgänger” steht die Priorität – je höher, desto wichtiger. Während das Präfix ::/0 für eine beliebige IPv6-Adresse steht, bezeichnet ::/96 eine IPv4-Adresse. Hier wird deutlich, warum eine IPv4-Adresse mit dem Prioritätswert von 20 nachrangig gegenüber einer IPv6-Adresse mit dem Prioritätswert 40 verwendet wird. 6to4-Tunneladressen mit dem Präfix 2002::/16 werden erst dann eingesetzt, wenn keine native IPv6-Adresse zur Verfügung steht. Teredo-Adressen mit dem Präfix 2001::/32 kommen der Präfix-Policy gemäß nur dann zum Einsatz, wenn gar keine andere Adresse genutzt werden kann.
Dieses Verhalten kann unter Umständen suboptimal sein. So gibt es zum Beispiel inzwischen diverse Sites, die automatisch einen IPv6-Tunnel zu einem Tunnelbroker (Hurricane Electric oder SiXXs) aufbauen, sobald eine Internet-Anbindung vorhanden ist. Da diverse Internet-Dienstanbieter wie Google bereits über IPv6 erreichbar sind und die DNS-Server daher IPv6-Adressen zurückliefern, werden die Broker-Tunnel genutzt, um derartige Dienste im Internet anzusprechen. Dies wirkt sich teilweise dramatisch auf die Performance aus.
In diesem Fall kann es wünschenswert sein, dass die Tunnel-Broker-Adressen eine geringere Präferenz haben als IPv4-Adressen. Ist das verwendete Tunnel-Broker-Präfix zum Beispiel 2001:db8:1234::/48, kann es mit Hilfe des folgenden Befehls geringer priorisiert werden:
netsh interface ipv6 add prefixpolicy 2001:db8:1234::/48 3 6
Dabei gibt die Zahl 3 die Priorität an (die damit sehr gering ist), während die Zahl 6 eine formelle ID für den Eintrag erstellt, die in der Präfix-Policy “Label” genannt wird. Nun stehen die IPv4-Adressen in der Priorität über den Tunnel-Broker-Adressen.
IPv6 nutzt Cache-artige Tabellen, um einzelne Prozesse zu optimieren. Hierzu gehört der bereits erwähnte Neighbor-Cache. Ein weiterer Cache ist der Destination-Cache, auch als Route-Cache bezeichnet. Er zeigt die Adressen an, die zur Zustellung beziehungsweise Weiterleitung von IPv6-Paketen an bestimmte Ziele dienen. Dies sind entweder die Zieladressen selbst, wenn diese sich im lokalen Subnetz befinden, oder es handelt sich um die Next-Hop-Adressen. Außerdem wird die Path-MTU (PMTU) angezeigt, die die kleinste ermittelte Maximum Transmission Unit (MTU) auf dem Weg zum Ziel darstellt. Den Destination-Cache zeigt der Befehl
»netsh interface ipv6 show destinationcache
«
.
Ein weiterer Cache ist die Liste mit verwendbaren Routern. Sie zeigt der folgende Befehl an:
netsh interface ipv6 show potentialrouters
Diese Liste enthält alle IPv6-Router-Adressen, von denen Router-Advertisements empfangen wurden. Diese Router sind potenzielle Wege aus dem eigenen Subnetz heraus.