Hat man nach längerer Wartezeit endlich ein mehr oder weniger vollständiges Image der Partition erhalten, kann man sich an die Reparatur machen. Auch dabei sollte man nicht mit dem eben erstellen Image arbeiten, sondern noch eine weitere Kopie erstellen, weil ein Reparaturversuch das eben mühselig erstellte Master-Image beschädigen könnte. Alternativ zu einer Kopie der Datei kann man die Image-Datei auch auf die Partition einer neuen Festplatte kopieren und damit einen Rettungsversuch starten. Um den Kopierfortschritt zu verfolgen lässt sich das "dd"-Kommando mit dem Pipe-Viewer "pv" kombinieren:
dd if=/mnt/sdb4.img | pv | dd of=/dev/sdd1
Die Zielpartition muss vor dem Kopieren bereits existieren und groß genug für das Image sein. Es macht aber nichts, wenn sie größer ist als das Image.
Nun kann man sich damit beschäftigen, das auf der Partition vorhandene Dateisystem wiederherzustellen. Bei Linux-Dateisystemen helfen hier die üblichen "fsck"-Tools wie "fsck.ext3", "fsck.ext4", "fsck.xfs" weiter. Für NTFS gibt es das Kommando "ntfsfix", das Bestandteil des Pakets "ntfs-3g" ist:
ntfsfix /dev/sdd1
Wenn alles gut geht, sieht das Ergebnis aus wie in Abbildung 3. Nun lässt sich die Partition problemlos mounten. Schlägt dieser Versuch fehl, hilft eventuell "chkdisk" in einer echten (oder virtuellen) Window-Installation weiter, der man die oben erzeugte Partitition zur Reparatur vorlegt.
Schlägt jeder Versuch fehl, das Dateisystem zu rekonstruieren, gibt es immerhin noch eine Möglichkeit, an Bilder und Dokumente zu gelangen. Dabei helfen die Programme "testdisk" und "photorec" von cgsecurity.org, die per Brute-Force-Methode durch die Disk-Sektoren wandern und versuchen, soviele Nutzdaten wie möglich zu finden. Testdisk beschäftigt sich hierbei damit, die Partitionen, Logischen Volumes, RAIDs und so weiter auf einer Disk zu rekonstruieren. Photorec kann dagegen nicht nur diverse Foto-Formate erkennen und rekonstruieren, sondern eine Vielzahl anderer Dateien wie Archiv-Formate, Multimedia-Files, Office-Dateien und vieles mehr [4]. Einziger Haken an der Sache: Da meistens die Metastrukturen des Dateisystems fehlen, vergibt Photorec neue Verzeichnis- und Dateinamen und man muss sich die Daten am Ende von Hand zusammensuchen.
Mit einem Tool wie "ddrescue" lässt sich auch von schadhaften Festplatten oft noch ein brauchbares Image herstellen, das zur Datenrettung taugt. Der kluge Algorithmus trägt dazu bei, dass man sich selber wenig Gedanken zum optimalen Einsatz machen muss, auch wenn das Programm genügend Optionen bietet, um in schwierigen Fällen manuell einzugreifen. Wenn dennoch alle weiteren Versuche, das Dateisystem zu reparieren, scheitern, lassen sich immer noch mit Photorec zahlreiche Dokumente retten — sofern überhaupt noch Daten lesbar sind.
Info
[1] SMART-Festplatten mit Smartmontools überwachen: http://www.admin-magazin.de/Das-Heft/2014/04/SMART-Festplatten-mit-Smartmontools-ueberwachen/
[2] GNU ddrescue: http://www.gnu.org/software/ddrescue/
[3] Manpage: http://www.gnu.org/software/ddrescue/manual/ddrescue_manual.html
[4] Photorec-Dateiformate: http://www.cgsecurity.org/wiki/File_Formats_Recovered_By_PhotoRec