Eigene Cloud mit Eucalyptus und Ubuntu

Dmitriy Shironosov, 123RF

Pflanzenzucht im Serverraum

Wer mit Eucalyptus seine eigene kleine Cloud aufsetzen möchte, braucht ein starkes Nerventonikum, Zeit und Bastelgeschick. Erleichterung schafft die Ubuntu Server Edition. Sie stampft in Rekordzeit eine komplette Cloud aus dem Boden.
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Cloud Computing ist derzeit in aller Munde. Dabei mietet der Anwender bei einem Dienstleister im Internet Rechenleistung und Plattenplatz. Wird dieser irgendwann zu knapp, bucht er flexibel weitere Ressourcen dazu. Populär und massentauglich wurde Cloud Computing spätestens durch Amazons Elastic Compute Cloud, kurz EC2. Unter diesem Namen bietet der Internet-Buchversand virtuelle Server an. Die Kunden zahlen nur für die tatsächliche Laufzeit der Maschinen und die dabei über das Netz geflossene Datenmenge. Wer kurzzeitig weitere Server benötigt, fordert einfach neue Instanzen an.

Zur Steuerung der virtuellen Maschinen stellt Amazon einen Satz proprietärer Werkzeuge bereit – womit auch schon der erste Haken genannt ist.

Kostenfalle

Die auf den ersten Blick recht geringen Stundensätze können sich zudem fix summieren: Der kleinste Linux-betriebene Server, der einen Monat durchläuft, erleichtert derzeit die Geldbörse um 70 Dollar. Wer mehrere virtuelle Maschinen gemeinsam eine Aufgabe knacken lässt, muss unter Umständen recht tief in die Tasche greifen. Viele kleinere Firmen mit beschränktem Budget würden daher gerne vorab herausfinden, ob Cloud Computing überhaupt für sie in Frage kommt. Darüber hinaus legt man die eigene Software in die Hände von Amazon. In sicherheitsbewussten Firmen könnte da der Wunsch aufkommen, selbst eine Cloud aufzusetzen.

Diese Lücke füllt eine Software namens "Elastic Utility Computing Architecture for Linking Your Programs To Useful Systems", kurz Eucalyptus. Mit ihr kann jeder eine eigene Cloud aufsetzen, die sogar weitgehend mit Amazons Dienst kompatibel ist. Wer seine (verteilte) Anwendung auf einer Eucalyptus-Cloud entwickelt, kann sie danach mit geringem Aufwand in die Amazon-Wolke schieben. Obendrauf spendiert Eucalyptus noch einen zu Amazons Simple Storage Service (kurz S3) kompatiblen Speicherdienst. Mit ihm reserviert man flexibel Plattenplatz in der Cloud, der sich dann beispielsweise an einen laufenden virtuellen Server anflanschen lässt.

Dass Eucalyptus nicht nur als Testumgebung für Amazons EC2 dient, zeigt schon die integrierte, wenn auch derzeit noch etwas rudimentäre Benutzerverwaltung. Mit ihrer Hilfe können registrierte Anwender eigene virtuelle Maschinen starten und nutzen – ideal für ein Intranet oder Außendienstmitarbeiter, die mit ihrem schwachbrüstigen Notebook schnell zusätzliche Rechenleistung anzapfen können.

Gewächshäuser

Eucalyptus startete ursprünglich als Forschungsprojekt an der Universität von Kalifornien. Ziel war es, die Leistung mehrerer Rechner zu bündeln und für leistungshungrige wissenschaftliche Anwendungen bereitzustellen. Die Entwickler entschlossen sich schnell dazu, die Schnittstellen des damaligen Marktführers Amazon zu unterstützen. Ein System, das in der EC2-Cloud läuft, sollte ohne Änderungen auch unter Eucalyptus seinen Dienst verrichten – auch wenn Eucalyptus und EC2 intern vollkommen anders arbeiten. Im Mai 2008 wurden die Arbeitsergebnisse schließlich unter einer BSD-Lizenz veröffentlicht. Die Weiterentwicklung koordiniert mittlerweile die eigens zu diesem Zweck gegründete Firma Eucalyptus Systems. Sie finanziert sich hauptsächlich über Wartungsverträge und ähnliche Dienstleistungen.

Die Entwickler der Linux-Distribution Ubuntu fanden schnell Interesse an der neuen freien Cloud-Computing-Lösung und übernahmen sie in ihre Server-Distribution. Dies wiederum führte zu einigen Verbesserungen und Erweiterungen in Eucalyptus. So laufen die virtuellen Maschinen nicht mehr nur wie bei Amazons EC2 in einer Xen-Umgebung [2] , sondern auch auf der von Ubuntu bevorzugten KVM-Plattform [3] . Ubuntu Server richtet seit Version 9.10 Eucalyptus auf Wunsch bereits bei der Installation ein. Eine Cloud soll auf diese Weise innerhalb 60 Minuten Gewehr bei Fuß stehen – so verspricht zumindest die Werbung.

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