Ohne Mythen: Green-IT in Zahlen

© Iakov Kalinin, 123RF

Grüne Verheißung

Auch Rechner kommen in die Jahre und leiden dann nicht nur unter Zipperlein, sondern halten auch nicht mehr mit der Software Schritt, die sich mit jedem Release verjüngt und anspruchsvoller wird. Was tun?
Strom sparender Computereinsatz hilft nicht zuletzt auch Kosten zu senken. ADMIN 02/2011 geht der Frage nach, was Administratoren tun können, damit ihre ... (mehr)

Sitzen drei Admins beim Bier, braucht man nicht lange zu warten, bis die Rede auf alte Zeiten kommt und darauf, dass sich heute keiner mehr vorstellen kann, was doch noch vor zehn Jahren Stand der Technik war: Kleiderschrankgroße Ungetüme mit der Speicherkapazität einer heutigen Festplatte im Zigarrenkasten-Format oder sündhafte teure Server mit einer Rechenleistung, die man aktuell in Consumer-Elektronik einbettet. IT ist ein so schnelllebiges Geschäft, dass ihr Tempo selbst die Akteure zuweilen verblüfft. Wäre es unter diesen Umständen nicht konsequent, etwa alle drei Jahre die abgeschriebenen PCs mit erloschener Garantie gleich ganz zu ersetzen? Dann wäre man immer up-to-date und täte vielleicht sogar der Umwelt etwas Gutes, käme doch so immer die stromsparendste Technik zum Einsatz. Oder ist es besser, dem alten PC regelmäßig eine Frischzellenkur zu gönnen – was nicht nur billiger käme, sondern vielleicht auch umweltschonender ist, weil kein neuer PC zu produzieren und kein alter zu entsorgen wäre?

Studieren geht über Probieren

Die Studie "Total Cost of Ownership & Green IT" des Innsbrucker Kompetenzzentrum IT, der Fachhochschule Kufstein und des IZES Institut für Zukunftsenergiesysteme GmbH, Saarbrücken hat genau das untersucht. Ihre Fragestellung lautete: Wie ökonomisch und wie ökologisch wären Austausch oder Nachrüstung der kompletten Hardware nach jeweils drei Jahren, wenn man einen Zeitraum von neun Jahren ins Auge fasst?

"Die Beurteilung der wirtschaftlichen Situation bezieht sich hauptsächlich auf die Berechnung der Total Cost of Ownership.", schreiben die Autoren. Ihre TCO-Berechnung stützte sich dabei auf elf einzelne Faktoren und beinhaltete alle Kosten, die im Lauf der Anschaffung, Nutzung und Entsorgung der Geräte für die Unternehmen anfallen, einschließlich der Entsorgung des Elektroschrott. Die Rechnung bezieht auch indirekt zurechenbare Kosten wie Installations-, Wartungs-, Ausfalls- oder Risikokosten ein.

"Die Bewertung der Umweltkosten", heißt es in der Studie weiter, "erfolgt hauptsächlich auf Basis einer CO2-Berechnung." Die übernahm das IZES (Institut für Zukunftsenergiesysteme), Saarbrücken. Dabei haben die Forscher versucht, nicht nur den CO2-Ausstoß von diversen IT-Geräten während ihrer Nutzungsdauer zu betrachten, sondern auch das CO2, das bei der Produktion und der Entsorgung der jeweiligen Geräte anfällt ( Abbildung 1 ).

Abbildung 1: In die Bilanz der Forscher ging der CO2-Austausch während des gesamten Lebenszyklus ein: Von der Herstellung über den Betrieb eines 120-Watt-Rechners, acht Stunden täglich über sechs Jahre hinweg, über das Stand-by (14 Watt, 16 Stunden am Tag) bis zum Recycling.

"Der zweite Hauptgesichtspunkt bei der Beurteilung der Auswirkungen auf die Umwelt ist die Umweltbilanz. Sie enthält Kosten, die bei der Produktion, Nutzung und Entsorgung von IT-Infrastruktur entstehen und die Umwelt schädigen, wie zum Beispiel auch die Kosten für nicht erneuerbare Rohstoffe. Auch die Entsorgung von Elektroschrott beziehungsweise giftigen Bestandteilen von Komponenten belastet die Umwelt und bringt Kosten mit sich, die zu berücksichtigen sind."

Untersuchungsszenarien

Verständlicherweise konnte die Studie keine potenziell unbegrenzte Zahl von Einzelfällen untersuchen, sondern musste sich auf typische Szenarien beschränken. Dabei konzentrierten sich die Ersteller der Studie auf vier Größenklassen von Unternehmen, für die sie die in der Tabelle 1 aufgeführte durchschnittliche Ausstattung annahmen. Bei der Ich-AG gingen sie davon aus, dass neben einem stationären PC auch ein Notebook im Einsatz ist (*).

Für jede Komponente der Ausstattung legten die Analysten einen Stückpreis zugrunde, so dass sich Gesamtsummen für den Wert der IT zwischen 3400 (Einzelunternehmer) und knapp sechs Millionen (Großunternehmen) Euro ergaben. Den gesamten Untersuchungszeitraum untergliederten sie in dreijährige Intervalle, weil nach dieser Frist häufig die Herstellergarantie auf Hardware ausläuft und die PCs als Hauptkomponente abgeschrieben sind. Weiter betrachtete die Studie pro Unternehmensklasse die beiden grundsätzlichen Handlungsalternativen Aufrüstung oder Neuanschaffung. Bei der Neuanschaffung fand auch die vermutliche Preisentwicklung Berücksichtigung.

Die Variante Aufrüstung erwies sich als nicht ganz einfach zu berechnen, da die einzelnen Komponenten oft nicht unabhängig voneinander austauschbar sind. Für die TCO-Berechnungen der Ein-Mann-Firma, des Kleinunternehmens und des mittelständischen Unternehmens arbeiteten die Untersucher daher mit einem konkreten Aufrüstungsszenario, in das ein Austausch des Mainboards mit Onboard-Grafik- und -Soundkarte, des Prozessors, des Arbeitsspeichers (1024 MByte) und der Festplatte (320 GByte) eingerechnet war. Nach einer Preisrecherche kristallisierte sich heraus, dass die Hardware für die Aufrüstung etwa halb so teuer wie für eine komplette Neuanschaffung sein würde. Bei den Großunternehmen wendete man die Aufrüstung einzelner Komponenten nur auf die Server an – anstelle der Clientrechner kamen dort im Zuge der Aufrüstung Thin Clients mit einem Stückpreis von 300 Euro zum Einsatz.

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