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Oxtender 2.0 und MAPI

Der Open-Xchange Oxtender ermöglicht es, einen Großteil der vom Open-Xchange-Server verwalteten Informationen mit verschiedenen nativen Clients zu nutzen. Derzeit gibt es Oxtender für MS Outlook, Mac OS, Parallels Plesk und Business Mobility. Letzterer unterstützt Microsoft Exchange Active Sync für iPhone, Windows Mobile und Android beziehungsweise Blackberry mit optionaler Zusatzsoftware. Der Outlook-Oxtender ermöglicht es insbesondere, Microsoft Outlook als Client zu verwenden. Der Sinn besteht aus Sicht von Open-Xchange darin, dass an Outlook gewohnte Endanwender schneller und leichter mit Open-Xchange zurechtkommen und daher einen Wechsel der Collaborations-Server-Plattform bedenkenlos mittragen.

Gleichwohl bietet Open-Xchange Server-seitig viele Funktionen, die sich in MS Exchange nicht finden und umgekehrt. Während sich die E-Mail-Postfächer der Open-Xchange-Nutzer ohnehin problemlos über das IMAP-Protokoll synchronisieren lassen, sorgte der Oxtender für Outlook bisher außerdem für ein zeitnahes Syncen von Kalendern, Kontakten und Aufgaben, was in Zusammenarbeit mit dem OX-Server durch dessen intelligent implementierten Push-Mechanismus realisiert ist. Dies gilt für alle Outlook-Oxtender der Entwicklungsserie 1.x.

Ein echter Microsoft Exchange Server kommuniziert dagegen über Remote Procedure Calls mit Outlook und ermöglicht sowohl das aktive Arbeiten auf dem Exchange-Server (Online-Modus) als auch die Replikation. Ablauf und Arbeitsweise der Kommunikation zwischen MS Exchange und seinen unterstützen Clients sind in Microsofts MAPI-Schnittstelle beschrieben, einem proprietären RPC-Protokoll. Zwar ist der Funktionsumfang von MAPI in Microsofts MAPI-Dokumentation unter [8] beschrieben, ein Nachbau der Schnittstelle, wie ihn das OpenMAPI-Projekt versucht, ist jedoch keine triviale Angelegenheit. Beispielsweise hat Open-Xchange-Konkurrent Zarafa viele Jahre an einer inzwischen stabilen MAPI-Umsetzung auf Linux-Servern gearbeitet. Zarafa baut allerdings sein Groupware-Konzept nebst Produktfamilie um seinen skalierbaren MAPI-Store auf MySQL-Basis (Zarafa-Server) herum. Das Ziel ist dabei, Zarafa aus Sicht von Outlook wie einen Exchange-Server aussehen zu lassen.

Funktionsumfang und Zielsetzung von Open-Xchange sehen etwas anders aus. Davon ausgehend, dass MS Outlook ab 2003 und höher RPC-Aufrufe allein über eine gesicherte HTTP/HTTPS-Verbindung zwischen Client und Server abwickeln kann, haben die Open-Exchange- und VIPcom-Entwickler eine Client-seitige MAPI-Schnittstelle im Oxtender implementiert. So kommuniziert der Open-Xchange-Server via USM-JSON mit dem MAPI-Connector im Oxtender und dieser spricht wiederum mit Outlook die MAPI-Sprache. Allerdings schließen sich MAPI und Sync beim neuen Oxtender 2.0 nicht gegenseitig aus, denn OX verfügt ja über seinen Push-Mechanismus, sodass er sämtliche Daten nach einem Offline-Betrieb unmittelbar wieder in Sync bringt.

Unter dem Strich ermöglicht der neue Oxtender einen Echtzeitbetrieb von Microsoft Outlook als Client für Open-Xchange ( Abbildung 7 ). Wenngleich Zielsetzung und Zielgruppe bei Open-Xchange mit seinem beachtlichen Funktionsumfang anders aussehen als bei Microsoft Exchange oder Zarafa, unterstützt der Oxtender viele elementare MAPI-Operationen.

Abbildung 7: Der Outlook Oxtender 2.0 mit MAPI Connector ermöglicht einen echten Online-Betrieb mit MS Outlook als Client auf dem Open-Xchange-Server.

Beim Installieren des Oxtender 2.0 für Outlook hilft Windows-like ein Assistent, in dessen Verlauf der Admin den gewünschten Profilnamen vergibt, gefolgt von der URL des Open-Xchanger-Servers (HTTPS), der verwendeten Schnittstelle (USM-JSON) sowie dem gewünschten Benutzer. Danach erstellt der Assistent ein Outlook-Profil. Beim nächsten Start von Outlook sorgt der Oxtender nach der Auswahl des Oxtender-2.0-Profils für den Aufbau einer Verbindung zum Open-Xchange-Server und präsentiert den in Abbildung 7 gezeigten Anmeldedialog.

Der Oxtender2 für Microsoft Outlook unterstützt das Replizieren von E-Mails, Kalendern, Kontakten und Aufgaben mit dem Open-Xchange-Server. Journal- und Notiz-Ordner werden allerdings nicht berücksichtigt. Das Synchronisieren der Ordner erfolgt dank MAPI in Echtzeit, sämtliche Änderungen, die der Nutzer über das Web-Interface vornimmt, sind somit umgehend auch in Microsoft Outlook verfügbar und umgekehrt. Außerdem synchronisiert Oxtender 2.0 die beiden speziellen Open-Xchange-Ordner »Public Folder« (hier legt der Nutzer für andere freigegebene Daten ab) und »Shared Folder« (hier sieht der Groupware-Nutzer die freigegebenen Ordner anderer Benutzer).

Beim Praxiseinsatz ist Folgendes zu beachten: Der Oxtender fragt beim Login über das Oxtender-Profil, ob er beim Synchronisieren lieber Outlook oder dem Server den Vorzug geben soll. Im Normalfall sollte der Nutzer unbedingt dem Server Priorität gewähren, weil es sonst zum Datenverlust kommen kann. Bei der Synchronisation ruft der Oxtender sukzessive 50 Objekte pro Ordner ab und synchronisiert. Erst wenn alle Ordner durchlaufen sind, beginnt er wieder beim ersten. Sämtliche Änderungen, die der Nutzer offline in Outlook vornimmt, werden automatisch synchronisiert, sobald er sich das nächste Mal online verbindet. Oxtender synchronisiert einen Ordner im laufenden Betrieb von Outlook immer dann neu, wenn der Ordner aktiviert ist. Einzelheiten zum unterstützten Funktionsumfang der MAPI-Implementation von Oxtender 2.0 finden sich in der deutschen Dokumentation des Oxtender2 [9] .

Zukunftsvision

Open-Xchange versteht sich mit fortschreitender Entwicklung nicht mehr nur als Groupware-Lösung im Abteilungs-Intranet, sondern als zentraler Informationsverwalter im gesamten Unternehmensnetz und profitiert in besonderer Weise von offenen Standards. So wird CEO Rafael Laguna nicht müde, auf seinen Vorträgen die Bedeutung offener Standards insbesondere im Zusammenhang mit der sich wandelnden Rolle von E-Mails als zentraler Transporteur und dem Verwalten von Nachrichten und Informationen zu betonen.

Bedenkt man, dass weit über 90 Prozent aller täglich weltweit versandten Mails aus Spam bestehen und der übrige Rest größtenteils zum Transportieren von Dokumenten und Dateianhängen missbraucht wird, ist die Frage berechtigt, ob es nicht sinnvollere Lösungen im Umgang mit Information gibt. Laguna spielt dabei auf die mögliche Rolle eines Open-Xchange-Servers als zentrales Dokumentenmanagement-System an, das mit seinem gefälligen GUI Anwender im Unternehmen in die Pflicht nimmt, ihre Vorgehensweise im Zusammenhang mit der Planung eigener Aktivitäten und dem Umgang mit Informationen zu reflektieren und zu dokumentieren.

Selbstverständlich ist es eine erstrebenswerte Vision, dass lokale Festplatten, externe Festplatten, SD-Cards und so weiter als Speicherort firmenrelevanter Dokumenten verschwinden sollen, schon aus Gründen einer brauchbaren Versionsverwaltung. Die Entwicklung in den letzten Jahren im Collaboration-Sektor hat aber auch gezeigt, dass die Benutzer solcher Technologien weit davon entfernt sind, deren Sinn in Gänze zu erfassen und die sich bietenden Möglichkeiten einer zentralen Informationsverwaltung effektiv zu nutzen, selbst wenn Strategen und Entscheider im Unternehmen dies befürworten oder gar zur Pflicht erheben.

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