Was das Backup wert war, erweist sich, sobald man es versucht ganz oder teilweise wiederherzustellen. Spätestens dann macht sich die Wahl des richtigen Tools ... (mehr)

Zusammenschau

Bei einer so relativ klar umrissenen Aufgabe wie der Datensicherung könnte man meinen, die Software für ihre Erledigung würde sich womöglich kaum unterscheiden. Und tatsächlich gibt es Standardjobs, die jede Backup-Software beherrschen muss, will sie ernst genommen werden. Daneben aber zeigt sich doch eine erstaunliche Vielfalt im Detail, auf die sich zu achten lohnt.

Das beginnt bereits mit den server- und clientseitig unterstützen Systemen. Besonders wer eine BSD-Variante oder MacOS sichern oder darunter gar seinen Server betreiben will, sollte die Kompatibilitätsmatrix des Herstellers genau studieren – nur wenige unterstützen diese Exoten. In einer ähnlichen Lage befinden sich alte Netware-Systeme und auch das langsam aussterbende Windows XP. Da sieht es mit Linux scheinbar besser aus, allerdings ist das Bild auch hier differenzierter: Nur SEP, Arkeia und HP unterstützen eine wirklich breite Palette verschiedener Distributionen. Support für Linux auf Power- und zSeries-Plattformen gibt es dagegen nur von IBM. Für etliche andere ist Linux dagegen offenbar identisch mit RHEL und SLES. Schon mit einem Debianserver bleibt man da außen vor.

Der nächste wichtige Unterschied betrifft Lizenz und Preis. Hier gibt es – wie etwa bei Bacula – sehr einfache und klare Regelungen und andererseits von vielen Parametern abhängige Preismodelle, die nicht leicht zu durchschauen sind. IBM zum Beispiel vergibt pro Core einer bestimmten CPU eine gewisse Anzahl von Punkten – von 30 Punkten (Prozessor Value Units, PVUs) für einen Core einer alten Sparc T1-CPU bis zu 120 Punkten etwa pro Core eines modernen Power7-Prozessors – und berechnet dann Lizenzpreise auf Grundlage dieser PVUs. In andere Rechnungen gehen Features, Datenvolumen oder Laufzeiten ein. Damit unterliegt auch was als absolute Zahl am Ende auf der Rechnung steht einer enormen Schwankungsbreite. Ein Hersteller, nämlich EMC, zog es vor, in der Öffentlichkeit generell vornehm über seine Preise zu schweigen. Man darf spekulieren, warum. Allgemein gilt, dass sich die Hersteller der funktionsreichsten Kandidaten ihre Alleskönner sehr gut bezahlen lassen. Wer sich vor Augen führt, was er mindestens braucht und was verzichtbar wäre, der kommt unter Umständen deutlich billiger davon.

Der dritte Komplex beachtlicher Differenzen zeichnet sich bei den Modulen für das Backup von Datenbanken und anderen Applikationen im laufenden Betrieb ab. Bacula, eine ansonsten durchaus rechenzentrumstaugliche Backup-Anwendung, steckt in dieser Hinsicht noch ganz in den Kinderschuhen – am anderen Ende unterstützen IBM oder auch Syncsort fast alles. Fast – denn um Open Source machen auch sie einen merkwürdigen Bogen. Beim Online-Backup freier Software hat SEP sesam keine Konkurrenz.

Der vierte Bereich, in dem sich die Lösungen deutlich unterscheiden, ist das Gebiet der speziellen Features, die nicht jeder benötigt, die aber durchaus ein KO-Kriterium sein können. Wer etwa einen NAS-Server betreibt und ihn direkt via Network Data Management Protocol (NDMP) sichern will, sollte die Featurelisten studieren und prüfen, ob sein Wunschkandidat das kann. Zudem kann man über die Sinnhaftigkeit einzelner Features sicher auch geteilter Meinung sein: EMC etwa glaubt, ein Verifizieren des Backup sei nahezu unmöglich und außerdem könne man im Fehlerfall sowieso nichts tun. Auch auf eine Bandbreitensteueung will der Hersteller bewusst verzichten, weil das Einhalten von SLAs im Vordergrund stehe. Man mag dem folgen oder nicht – mit Blick auf eine Kaufentscheidung ist zunächst einmal wichtig, dass man diese Features auch in der Oberklasse nicht einfach voraussetzen kann. Schließlich gibt es eine Reihe von Features, die typischerweise in großen Umgebungen relevant sind und deshalb in Software, die eher den SMB-Bereich adressiert, nicht vorkommen. Dazu zählt beispielsweise das Loadbalancing oder Failover zwischen Tape-Laufwerken, das nur in einer größeren Tape Library Sinn macht, die wiederum nur für ein ausgewachsenes Rechenzentrum lohnt.

Ein fünftes Feld, auf dem sich deutliche Unterscheide abzeichnen, wird durch die Integration in das Lösungsportfolio der Hersteller umschrieben. Das reicht von einfachen Standalone-Backup-Programmen bis zu modularen Ungetümen, bei denen Datensicherung nur eine Funktion unter vielen ist.

So haben wir getestet

Für die Tests der verschiedenen Backupprogramme verwendeten wir jeweils eine virtuelle Maschine eines VMWare ESX-Servers. Die physische Grundlage bildete ein Server der Marke Pro Serv II von Exus Data mit 2 Xeon Quadcore-Prozessoren und 16 GByte RAM ( Abbildung 1 oben).

Abbildung 1: Die Hardware für die Backup-Tests: oben der Server von Exus Data, unten das transtec-Raid.

Alle virtuellen Maschinen liefen unter SLES 11 SP1. In der Regel waren sie mit 1 GByte RAM und einer zusätzlichen 50-GByte-Platte für Sicherungen neben der Systemdisk ausgestattet.

Alle Backups landeten auf Festplatten. Dafür stand uns ein 6100 SATA Premium Raid von transtec ( Abbildung 1 unten) zur Verfügung, ausgestattet mit zwölf Serial-ATA-Disks, einem 320-UW-SCSI-Controller für die Anbindung des Hosts und 512 MByte Cache.

Auf dieser performanten Hardware konfigurierten wir verschiedene Diskgruppen und logische Volumes, die wir für die Backupserver exportierten. Der Controller des Raidsystems bietet dafür RAID 0,1,5,10 oder die Behandlung der Platten als JBOD an.

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