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Die Wurzeln dessen, was man heute im IT-Jargon Vendor Lock-In nennt, reichen in das Rechentechnik-Kambrium zurück: Computer steckten noch in den Kinderschuhen, da dominierte IBM bereits den Lochkartenmarkt, der uns die 80-Zeichen-Zeile und den Ausdruck Stapelverarbeitung vererbt hat, den man damals wörtlich nehmen musste. Was sich anschließend bei den Mainframes wiederholen sollte, zeichnete sich damals schon ab: Mangels kompatibler Alternativen war der Anwender der Gefangene des Anbieters, war verdammt, dessen Produkte zu kaufen und so vor sich selber immer höhere Wechselhürden zu errichten.
Es folgte das PC-Zeitalter: eine Ära der Dezentralisierung. Monopolisten gab es auch in dieser Zeit, allen voran Microsoft, doch entstand eine ausgeprägte Diversität gerade im Hardwaresektor, und es bildeten sich befreite Enklaven, etwa mit Open Source im Rechenzentrum.
Heute hat uns die Geschichte im Schraubengang der Dialektik auf eine höhere Ebene geführt, in der Zentralisierung wieder groß geschrieben wird. Denn was Amazon und Google, Dropbox oder die Telekom anbieten, sind zueinander inkompatible Monopolisten-Offerten, die mit demselben vergifteten Köder locken wie die IBM-Tabelliermaschine für IBM-Lochkarten. Die Größe der Anbieter ist dabei alles andere als eine Gewähr für Beständigkeit. Im Gegenteil, der eine oder andere hat schon keine Skrupel mehr, die eine Hand, aus der man brav alles kaufte, misslaunig zurückzuziehen: Google stellt seinen Reader ein, und wer sich mit dem Versprechen in dessen Universum locken ließ, dort könne er alles verknüpfen und konsolidieren, der soll jetzt sehen, wo er bleibt.
Eine Hoffnung bleibt trotz allem: Der Open-Source-Gedanke, einmal in der Welt, hat auch beim Cloud Computing schon mehr als nur den Fuß in der Tür. Hinter OpenStack versammelt sich eine globale Community mit 7000 Mitgliedern aus 100 Ländern und 850 Organisationen, ausgestattet mit 10 Millionen Dollar. CloudStack bietet eine zweite Open-Source-Alternative, OpenNebula stellt eine dritte freie Wolke bereit und Eucalyptus eine vierte. Red Hat, der weltweit größte Open-Source-Anbieter, entwickelt ein ganzes Portfolio von Cloud-Lösungen, die auf freien Standards aufbauen und selbst kommerzielle Angebote integrieren. OwnCloud kann Dropbox ersetzen und so weiter. Das ist die Parallelstraße zur Sackgasse.
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