Spice besteht aus drei Komponenten:
spice-gtk-tools
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, bei älteren Distributionen das Kommando spicec aus dem Paket »spice-client
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) ist ein mit einem VNC-Viewer vergleichbares Programm, das das Grafiksystem der virtuellen Maschine in einem Fenster anzeigt. Aktuelle Versionen des Virtual Machine Managers, von »virt-viewer
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beziehungsweise von »vinagre
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sind ebenfalls Spice-kompatibel. Der Spice-Client ist auch als Windows-Programm verfügbar.Mit aktuellen Versionen von RHEL oder Fedora können Sie Spice direkt mit dem Virtual Machine Manager nutzen: Dazu stellen Sie im Dialogblatt »Anzeige
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der Detailansicht »Typ = Spice
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ein. Außerdem müssen Sie im Dialogblatt »Video
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die Einstellung »Modell = qxl
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vornehmen. Nach dem Start wird das Grafiksystem wie bisher im Konsolenfenster des Virtual Machine Managers angezeigt. Rein optisch werden Sie also keinen Unterschied zu VNC bemerken.
Damit QXL vom Gast optimal unterstützt wird, muss dort ein QXL-Treiber zur Verfügung stehen. Bei aktuellen Linux-Distributionen ist dies oft standardmäßig der Fall. Bei manchen Linux-Distributionen müssen Sie das QXL-Treiberpaket selbst installieren (Paketname zum Beispiel »xserver-xorg-video-qxl
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beziehungsweise »xorg-x11-drv-qxl
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). Falls der Treiber beim nächsten Start von X nicht automatisch aktiviert wird, fügen Sie in »/etc/X11/xorg.conf
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oder »/etc/X11/xorg.conf.d/spice.conf
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des Gasts die folgenden Zeilen ein:
Section "Device" Identifier "device0" Driver "qxl" EndSection
Im Netzwerk gelten für Spice im Wesentlichen dieselben Regeln wie für VNC: Libvirt weist dem Spice-Server neu gestarteter virtueller Maschinen standardmäßig den ersten freien Port ab 5900 und die IP-Adresse 127.0.0.1 zu. Diverse globale Spice-Einstellungen für die Libvirt-Werkzeuge können Sie in »/etc/libvirt/qemu.conf
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verändern.
Unter Fedora und RHEL verhindert die standardmäßig aktive Firewall Spice-Verbindungen von außen. Abhilfe: Verwenden Sie wie bei einer VNC-Verbindung SSH mit Port-Forwarding, oder fügen Sie der Firewall-Konfiguration eine entsprechende Ausnahmeregel hinzu. Sie finden vordefinierte Regeln im Dialogblatt »Andere Ports
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des Firewall-Konfigurationsprogramms.
Die beste Spice-Unterstützung bieten Fedora- und RHEL-Distributionen. Ubuntu stellt ab Version 12.04 immerhin auch eine Spice-kompatible Version von QEMU/KVM zur Verfügung. Die erforderlichen Pakete müssen aber extra installiert werden:
apt-get install qemu-kvm-spice spice-client-gtk python-spice-client-gtk
Unter Ubuntu 12.04 scheitert der Einsatz von Spice im Virtual Machine Manager leider, weil dieses Programm nicht die Spice-Variante von »qemu-kvm
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aufruft. Diese ist unter Ubuntu in einem eigenen Programm versteckt (»qemu-kvm-spice
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). Sie können Spice daher nur auf Kommandoebene nutzen.
Die Virt-manager-Version unter Ubuntu 12.10 ist in dieser Hinsicht schon besser vorkonfiguriert, sodass zumindest hostseitig alles klappt. Der Versuch, Ubuntu 12.10 Beta 2 als Gast in einer virtuellen Maschine mit Spice und QXL-Grafik zu installieren, scheitert aber an einem Problem des QXL-Treibers (der immerhin automatisch aktiviert wird). Ob dieser Fehler (Launchpad #1056381) bis zur Fertigstellung von Ubuntu 12.10 noch behoben wird, bleibt abzuwarten.