Die Hollywood-Interessenvertretung MPAA redet künftig bei der Verabschiedung von Web-Standards durch das WWW-Konsortium W3C mit.
Die wichtigste US-amerikanische Lobby-Gruppe der Filmindustrie in Hollywood,
MPAA
(Motion Pictura Association of America) tritt dem WWW-Standardisierungskonsortium
W3C
bei, wie das W3C-Team per
Twitter
mitteilt.
Die Internet-Community nimmt diesen Schritt mit Verwunderung auf, da die MPAA sich als Vertreterin von sechs großen Hollywood-Filmstudios mit ihrer repressiven Politik gegen die sogenannte Online-Piraterie in den letzten Jahren den Ruf eingehandelt hat, einem offenen Internet entgegenzustehen. Die MPAA forderte drakonischen Strafen für illegale Kopien urheberrechtlich geschützter Werke und unterstützte Gesetzesentwürfe, die Suchmaschinen und Internetanbieter zur Installation präventiver Inhaltsfilter und Netzsperren gegen verdächtige Seiten gezwungen hätten. Sie sprach sich für die US-Bundesgesetze namens "Stop Online Piracy Act" (SOPA) und "PROTECT IP Act" (Preventing Real Online Threats to Economic Creativity and Theft of Intellectual Property Act, PIPA) aus, die nach massiven Protesten seit 2012 auf Eis liegen.
Die Vermutung liegt nahe, dass der MPAA-Beitritt zum W3C mit der aktuellen Diskussion über die Integration digitaler Rechteverwaltung (Digital Rights Management, DRM) zusammenhängt. Vertreter von Microsoft, Google und dem Video-Streaming-Dienst Netflix haben letztes Jahr die Standardisierung von
HTML5-Erweiterungen
unter dem Namen EME (Encrypted Media Extensions) vorgeschlagen, die Online-Streaming-Inhalte kontrollieren und etwa vor unlizensierter Nutzung schützen sollen.
Der DRM-Standardisierungsvorschlag, dessen Verabschiedung noch aussteht, ist zwar auf regen Widerspruch gestoßen, findet aber auf der anderen Seite auch
prominente Unterstützer wie den WWW-Begründer Tim Berners-Lee
. Es steht zu vermuten, dass die MPAA sich an dieser Debatte im WWW-Standardisierungsgremium beteiligen möchte, da sich Video-Streaming per HTML5 mehr und mehr etabliert: Die Internet-Videoplattform
Vimeo
hat jetzt bekanntgegeben, die überarbeitete HTML5-Version seines Players zum Standard zu machen.
Youtube
und andere Anbieter setzen die Technik bereits seit mehreren Jahren ein.
Die Mozilla Foundation hat sich entschlossen, im Firefox-Browser "digitales Rechtemanagement" zu implementieren. Grundlage dafür ist ein proprietäres Binärmodul von Adobe.